16. Juli 2007

Paradise City

Ahh, endlich Sommer! Ich habe den wirklich schönen Tag genutzt, um draußen im Park zu sitzen und zu lesen. Es gibt doch fast nichts schöneres, als sich die Sonne auf die vom im Büro sitzen blasse Haut scheinen zu lassen. Ich muss sagen, es war so warm, dass sogar ich, als geborene Hamburgerin keine Strickjacke dabei hatte.

In Hamburg wechselt das Wetter normalerweise so schnell, dass man die Eingeborenen daran erkennt, dass sie auf alle Wetterlagen vorbereitet sind. Dazu gehören im immer mehrere Schichten Kleidung übereinander, dass bei Bedarf immer etwas aus- oder angezogen werden kann, extra Jacken (eine warme und eine für Regen), Regenschirm, warme Socken etc. Aber über große Handtaschen sprach ich ja bereits …

Was ich mich jedoch frage, ist vergessen so viele Menschen eigentlich alle ihre guten Manieren sobald auch nur ein einziger Sonnenstrahl die Wolkendecken durchbricht, oder hatten sie nie welche? Nur um mal einiges festzuhalten: Sonnenbrillen, ich mag sie, ich habe selber einige, für die ich insgesamt gesehen wahrscheinlich zu viel Geld ausgegeben habe. Sonnenbrillen sind ungemein praktisch und schützen je nach Größe die Augen oder gleich das ganze Gesicht – in der Sonne. Das ist das entscheidende Stichwort: SONNE. Bei allen Gelegenheiten, zu denen sie nicht scheint, sind Sonnenbrillen nicht nur überflüssig, sondern einfach lächerlich, insbesondere in geschlossenen Räumen. Im Supermarkt, in der Tiefgarage, in der U-Bahn etc. wirken Sonnenbrillen nicht cool, sondern schlicht absurd, ich möchte sagen geradezu grotesk.

Ich hab mal gelesen Leonardo DiCaprio setzt in der Öffentlichkeit seine Sonnenbrille niemals ab, damit er nicht erkannt wird. Nicole Richie setzt ihre wahrscheinlich auf um erkannt zu werden, aber das nur am Rande. Davon ausgehend müssen unglaublich viele berühmte Menschen in Hamburg leben, die aus dem einen oder anderen Grund ihre Augen ständig verdunkeln müssen.

Noch was, bei Gesprächen mit anderen Menschen nimmt man die Sonnenbrille ab – immer! Alles andere zeugt nur von einer schlechten Kinderstube und ist eine krasse Beleidigung der eigenen Mutter.

Über ungepflegte Füße in offenen Schuhen muss ich an dieser Stelle nicht weiter reden. Aber eins noch: Sylt ist eine völlig überschätzte und überteuerte Insel, auf der spießige alte Leute ihre peinlichen Marotten pflegen. Sansibar Sylt T-Shirts sind genauso wenig cool, wie T-Shirts oder Sweater auf denen quer über den ganzen Oberkörper die Marke oder ein Designername steht. So was kann man in München oder auf Sylt tragen, überall sonst kann man sich genauso gut eine Bauchtasche umschnallen oder weiße Tennissocken außerhalb eines Tennisplatzes oder einer Turnhalle tragen.

„Pull up your pants! It’s not sexy!“ Denis Leary

8. Juli 2007

Isch ’abe garkeine Auto

Ach wie schön! Seit gestern ist es wieder da, dieses wollig-weiche Kuschelwir-Gefühl. Live Earth – was für ein Spektakel! Weltstars singen für den Frieden, äh gegen Armut … äh, was war es noch gleich? Achja, für die Rettung der Erde vor den Menschen, gegen CO2 und so. Aus aller Welt wurden sie eingeflogen, um uns daran zu erinnern doch bitte Energiesparlampen zu benutzen. Und Pro7 zeigte zur Feier des Tages keinen Blockbuster-FilmFilm, sondern Al Gores „Eine unbequeme Wahrheit“, ein Präsidentschaftsbewerberfilm über Al Gore wie er um die Welt reist, Diavorträge hält und versucht den Klimawandel zu stoppen.

Nichts gegen Al Gore, er wär bestimmt ein super Präsident. Letzten Endes hat er ja noch Glück gehabt, dass Bush jr. schließlich ernannt wurde, sonst hätten die Republikaner sicherlich den Demokraten noch die Schuld für die Anschläge in die Schuhe geschoben … Aber ich komme doch nicht umhin zu fragen, warum wir uns eigentlich regelmäßig von irgendwelchen Prominenten erzählen lassen müssen, was wir alles tun und lassen müssen, damit sie die Welt retten können.

Wie glaubwürdig ist eigentlich jemand, der extra mit seinem Privatjet vom anderen Ende der Welt geflogen kommt, um zu sagen, dass man die Welt retten kann wenn man nur immer Fahrrad fährt? Und was soll man über jemanden denken, der uns lauter traurige Geschichten von den hungernden Kindern in Afrika erzählt, damit auch jeder daran denkt diesen Monat lieber einmal weniger ins Kino zu gehen, um dafür in die Verwaltung einer Hilfsorganisation zu spenden, die Hilfsgüter nach Afrika schickt, die die lokalen Märkte entgültig ruinieren, um anschließend Urlaub in einem Luxusressort auf den Malediven zu machen, wo eine Übernachtung das Jahresgehalt einer Kassiererin kostet?

Na klar, nicht alle Reichen und Prominenten sind schlechte Menschen. Und ja, viele spenden auch total viel und tun supergute Dinge um den Armen zu helfen und so. Aber ist es nicht etwas scheinheilig ein Konzert für Afrika zu organisieren, das nicht dazu dienen soll Spenden zu sammeln, sondern lediglich die Popularität der Organisatoren zu steigern? Kann der Klimawandel wirklich aufgehalten werden, indem man Stars zum Singen in möglichst viele Metropolen fliegt? Wozu haben wir eigentlich all die tollen neuen Technologien und technischen Möglichkeiten wie Live-Übertragungen über Internet und Fernsehen, mit denen man ein Konzert mit Künstlern aus aller Welt veranstalten könnte, für das niemand ein Flugzeug benutzen müsste und trotzdem alle zugucken könnten?

Fragen über Fragen. Entschuldigt mich bitte, ich wollte niemanden in seinem Wohlfühlkuscheln für den Weltfrieden stören. Äh Klimawandel natürlich, äh, also dagegen natürlich …

Ricky Gervais und Spenden für Afrika

1. Juli 2007

Kleider, Männer und Neunziger-Jahre-Erinnerungen

Ich habe mir neulich eine neue Bluse gekauft. Wirklich hübsch! Ich habe sie nach Hause getragen, gewaschen, gebügelt, wollte sie in meinen Schrank hängen, doch der hat sich gewehrt.
Schon als ich die Tür öffnete, hörte ich ein verdächtiges Grollen, irgendwo aus den hinteren Regionen, wie das Grollen in Katastrophenfilmen, kurz bevor die Lawine kommt – die kam dann auch. Mit der Wucht eines Tsunami stürzte eine Textillawine aus meinem Schrank. Zum Glück konnte ich mich geistesgegenwärtig unter meinem Schreibtisch verstecken, bis es vorbei war. Vorsichtig, um nicht von dort die nächste Lawine auszulösen, kroch ich wieder heraus.
Vor mir lag – mein Leben.
Ich hab mal gelesen, man soll seinen Kleiderschrank regelmäßig ausräumen und alles aussortieren, was man ein halbes Jahr oder so nicht getragen hat, was einem zu klein oder kaputt ist. Es ist verboten, Sachen nur aus Sentimentalitätsgründen zu behalten, da es sich um einen Kleiderschrank und kein Tagebuch handelt. Wie grausam!
Ich wühlte mich durch meine Kleiderberge. Klar, die weiße Jeans von 1993 ist ein bisschen zu eng – aber ich nehm bestimmt noch mal ab, dann passt sie wieder. Und mit dem bauchfreien Top seh ich aus wie das weibliche Pendant zu einem Mann in der Midlifecrisis, der sich einen Porsche kauft, um seine 20-jährige Freundin durch die Gegend zu fahren – für Arme – aber mit 16 hab ich echt gut damit ausgesehen. Das rote Kleid, achja, das hab ich das letzte Mal getragen, als ich mit 19 mit ein paar Freundinnen tanzen gegangen bin. Wir haben so viel Spaß gehabt …
Nachdem ich nach zwei Stunden aus meinem Neunziger-Flashback aufwachte, erinnerte ich mich wieder, warum das mit dem Kleiderschrank ausmisten bei mir nicht funktioniert. Mein Traum ist ein Kleiderschrank, wie ihn Alicia Silverstone in Clueless hatte. Für alle die den Film nicht gesehen haben: nachholen! Für mich definitiv der Film des Jahres 1995 (da waren sie wieder). Ihr Schrank in diesem Film ist computergesteuert, mit automatischem Mix-and-Match-System. Sie sucht sich am Computer etwas aus, er kombiniert die dazu passenden Teile und Surrrrrr, Stangen schieben sich hin und her, Kleidungsstücke rasen vorbei bis das Ausgesuchte greifbar ist. Toll!
Mein Lieblingsdialog aus diesem Film findet statt, kurz bevor Alicia (Cher) ein Date mit Christian hat. Sie kommt die Treppe herunter, zu ihrem Vater (Mel) und trägt ein Kleid für das jegliche Beschreibung noch zu lang wäre:
Mel: What the hell is that?
Cher: A dress.
Mel: Says who?
Cher: Calvin Klein.
Immerhin, meine Mutter pflegte in derartigen Momenten nicht zu diskutieren, sondern sagte immer nur: „So gehst Du aber nicht raus“ – Punkt. Dabei hab ich nie Calvin Klein getragen. Aber daran wird es wohl nicht gelegen haben. Und ich möchte nicht wissen, was sie seinerzeit so getragen hat.
In dem Film stellt sich dann zwar später heraus, dass Christian schwul ist, aber das ist nicht weiter schlimm, da die beiden fortan befreundet sind und sich gegenseitig Stylingtipps geben.
Im Übrigen glaube ich, dass jede Mode mal wieder kommt, auch die Neunziger. Da wär ich schön blöd, wenn ich jetzt alles aus der Zeit aussortieren würde. Außerdem, wenn man das richtige Kleid gefunden hat, sollte man sich nie davon trennen, denn es wird immer zu einem halten, an schöne Momente erinnern und wenn man noch ein perfektes Kleid findet, wird es das einem auch nicht übel nehmen …